Werteverzehr oder Wer fährt schon nach Bangladesch?

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Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Meine Generation hatte das Glück, ohne echten Mangel und ohne kriegerische Auseinandersetzungen auf dem Kontinent aufzuwachsen.

Ich war am 9. November 1989 in Berlin dabei. Ich durfte die deutsche Wiedervereinigung feiern! Mein Vater hätte viel dafür gegeben, diesen Tag noch zu erleben. Wer spricht heute noch davon, von diesem Husarenstück der deutschen Geschichte? Der friedlichen Revolution!

Werte. Verzehr. Wie schnell ist das Heute das Gestern, besetzt mit der Angst vor Morgen, gar Übermorgen? Besitzen wir noch die Muße, uns an Werten zu erfreuen? Wie viel ist mein beruflicher Erfolg heute wert und viel wichtiger, wie viel wird er morgen noch wert sein?

Was ich mit großer Sorge in den letzen fünf Jahren wahrgenommen habe, ist eine stark abnehmende Halbwertzeit von beruflichem Erfolg. Wie auch immer geartet! Ungeachtet der Führungsebene, ob Aktiengesellschaft, Mittelstand oder Kleinstunternehmer. Niemand interessiert sich heute noch für den Erfolg von gestern. Es gibt nur noch den eindimensionalen Betrachtungszeitraum: Nach vorne! Einen zeitgemäßen Lebenslauf beginnt man nicht ohne Grund mit der aktuellen beruflichen Aufgabe ...

„Können Sie sich noch an die Höhe Ihrer letzten Tantieme erinnern? Und wenn ja, hatte sie eine wirkliche Bedeutung in Ihrem Arbeitsleben?“ Dem Ursprung nach war diese Form der variablen Vergütung ja mal als modernes Führungsinstrument zur zusätzlichen Motivation der Führungskräfte vorgesehen. Dem Ursprung nach!

Meine persönlichen Erfahrungen zeigen, dass materielle Werte sich bereits in der Gegenwart beginnen aufzulösen. Warum? Weil wir im Morgen oder Übermorgen leben! Die Halbwertzeit meiner Tantieme betrug immer nur wenige Stunden des Monats April … nach dem Öffnen meines Gehaltsbriefes!

Einzig Immaterielles hat Bestand. Wochen. Monate. Jahre. Ein Leben lang! Den im dritten Teil dieses Buches beschriebenen Glanz in den Augen löst nur in ganz seltenen Fällen auch ein materielles Gut aus. Es sind die Geschichten, die den Zaubertrank dieses sonderbaren Glanzes zubereiten. Es sind die Begegnungen mit Menschen. Im Büro, im All

Städte. Verzehr. Rom, London, Palma de Mallorca, Barcelona oder Paris. Eine Stadt wie die andere. McDonald’s, Starbucks, Zara, Diesel …

Ich habe mich zuletzt dabei überführt, dass ich ernsthafte Schwierigkeiten damit hatte, meine letzten fünf Städtereisen in Erinnerung zu rufen. Keine anderthalb Jahre her! Ein Alarmzeichen von besonderer Qualität. Konsumhaltung! Übersättigung!

Die Reiseroute meiner Weltreise, die nun mehr als fünf Jahre zurück liegt, könnte ich jederzeit wieder geben, so sehr haben die einstigen Begegnungen mit den Menschen in mir Spuren zurück gelassen.<

Es sind die Menschen, die den Unterschied machen!

„Erinnern Sie sich noch an Ihre letzten drei Kurztripps?“